Die neue Abgasnorm Euro 6: Was hat sich geändert?
Die EU hieß noch „EWG“, als man 1970 begann, im Zuge sich entwickelnden Umweltbewusstseins Regelwerke über das Abgasverhalten von Straßenfahrzeugen auf den Weg zu bringen. 1992 wurde mit der Euro 1 die „Euroserie“ auf den Weg gebracht und bis heute kontinuierlich modifiziert. Die Novelle „Euro 6 Norm“ steht für ständige Weiterentwicklung umweltverträglichem und zeitgemäßem Kraftfahrzeug- und Motorenbau. Wir zeigen Ihnen, wo die Euro 6 Norm nachbessert, den Sinn der Reglementierungen und Änderungen für die Neuzulassungen 2015.
Mit der Euro 6 Norm gegen Luftverschmutzung, Treibhauseffekt, Ozon & Co
Umgangssprachlich hört man oftmals den Begriff „Schadstoffklasse“ für die Abgasnorm. Mit Schadstoffen sind schädliche Gase und Substanzen gemeint, die durch den Betrieb von Verbrennungsmotoren in die Atmosphäre gelangen. Standen früher klimawirksame Umweltgifte wie Kohlenmonoxid als Treibhausgas im Fokus der Regelwerke, so sind es heute Stickstoffoxid (NO-Gruppen) und Feinstaub als Schadstoffemissionen, die die Luftreinheit beeinträchtigen.
Die Neuerungen der Euro 6 Norm haben vornehmlich dieses Stickstoffoxid im Visier, zählt es doch unter anderem zu den Hauptverantwortlichen für das allsommerliche Überschreiten der Ozonschwellenwerte.
Dieselautos stehen im Mittelpunkt der Euro 6 Norm Änderungen
Zentrales Thema der novellierten Abgasnorm sind die deutlich reduzierten Emissionsgrenzwerte für Stickstoffoxid von 180 mg auf 80 mg je gefahrenem Kilometer für Dieselautos. Mussten diese Abgaswerte zur Erfüllung der Euro 6 Norm bei der herstellerseitigen Typprüfung schon im September 2014 nachgewiesen werden, so ist die neue Euro 6 Norm für Neuzulassungen ab 01.09.2015 bindend. Bei Fahrzeugen mit Benzinmotor gibt es keine Euro 6 Norm Änderungen. Konstruktionsbedingt erreichen diese Antriebe ohnehin günstigere Abgaswerte in diesem Bereich. Die Emissionsgrenzwerte liegen hier schon seit der Abgasnorm Euro 5 für Typprüfung und Neuzulassungen bei 60 mg/km.
Umsetzung der Euro 6 Norm im Praxistest
Die LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg) nahm in Zusammenarbeit mit dem TÜV Nord und dem ADAC drei Dieselautos, die die Typprüfung zur Euro 6 Norm bereits durchlaufen hatten, genauer unter die Lupe. Ziel des LUBW Tests war, Abgaswerte und die Einhaltung der geforderten Emissionsgrenzwerte für Stickstoffoxid bei Neuzulassungen unter realen Einsatzbedingungen zu prüfen.
Die Ergebnisse waren für die LUBW Anlass zu Kritik an der gängigen Praxis, die Typprüfung für die Euro 6 Norm auf Rollenprüfständen durchzuführen. Durch diese praxisferne Verfahrensweise würden nach Absicht der LUBW die Abgaswerte der Dieselautos im Endeffekt beschönigt, um die von der Euro 6 Norm geforderten Emissionsgrenzwerte zu erreichen. Die ernüchternden Testergebnisse im „normalen“ Fahrbetrieb – besonders beim Beschleunigen und im Stadtverkehr – veranlassten die Projektleiter der LUBW, Änderungen im Verfahren der Typzulassung anzuregen. Der derzeitige Modus operandi führe zu unrealistischen Ergebnissen.
Stuttgarter Maßnahmen zur Einhaltung der Schadstoff-Grenzwerte
Stuttgart verteidigt als Landeshauptstadt Baden-Württembergs seinen Ruf als Feinstaub-Hochburg. Mit einem tageweise, wechselndem Fahrverbot sollen die Überschreitungstage 2016 deutlich gesenkt werden. Dies erfordert jedoch einen Aufruf an die Autofahrer zu einem freiwilligen Verzicht auf das Autofahren.
Euro 6 Norm: Auswirkungen für Kunden und Autofahrer
Den Löwenanteil an Anstrengungen zur Umsetzung der Euro 6 Norm werden die Automobilhersteller zu tragen haben. Es ist deren Aufgabe, Auto Motoren und Abgasreinigungssysteme so zu modifizieren, dass Abgaswerte und Emissionsgrenzwerte den Anforderungen für die Typprüfung der Euro 6 Norm genügen. Ob Neuzulassungen, die die Abgasnorm für Stickstoffoxide erfüllen, teurer als die Vorgängermodelle werden, ist wenig wahrscheinlich. Gegenüber Benzinern, die von der Euro 6 Norm nicht betroffen sind, wird der Aufwand für die Untersuchung des Abgasverhaltens für Dieselautos bei der Hauptuntersuchung aufwändiger sein. Der TÜV rechnet hier mit einer Erhöhung der Euro 6 Norm Prüfgebühren im Bereich von 10 Euro.
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