Erdgasauto: Vor- und Nachteile
Nachdem Dieselgate und Fahrverbote den Autohalter mehr und mehr aufschrecken, stellt sich so mancher die Frage: Soll ich auf saubere alternative Antriebe umsteigen – und was kostet mich der Spaß? Neben dem Elektroauto gibt es eine weitere Alternative zu Diesel und Benzin, die weniger im Fokus der Öffentlichkeit steht, aber durchaus einen intensiveren Blick lohnt: Das Erdgasfahrzeug. Hier lesen Sie, welche Vor- und Nachteile Erdgasautos mit sich bringen.
Erdgasauto: umweltfreundlich!
Erdgasautos, auch CNG-Fahrzeuge (CNG steht für Compressed Natural Gas) genannt, zeichnet in erster Linie ihre Umweltfreundlichkeit aus, denn der Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub ist gleich Null. Über Fahrverbote und Umweltzonen braucht sich der Halter eines Erdgasautos also keine Gedanken zu machen. Auch der Kohlendioxid-Ausstoß ist bei einem Erdgasauto wesentlich niedriger als bei Fahrzeugen mit Diesel- oder Verbrennungsmotor, was (siehe unten) nicht zuletzt steuerliche Vorteile mit sich bringt.
Erdgasauto: billig?
Umweltfreundlich ist das eine – doch wie sieht es mit den Kosten aus? Wer den Kauf eines CNG-Autos in Erwägung zieht, sollte genau hinschauen, und zwar im Hinblick auf
- Anschaffungskosten: Im Vergleich zu herkömmlichen Modellen sind Erdgasautos etwas teurer. Diese Mehrkosten können aber dank Umweltprämie abgefangen werden.
- Verbrauch: Mit Erdgasantrieb kann man mit einer Ersparnis beim Kraftstoff von ca. 60 bis 70 Prozent im Vergleich zu Diesel und Benzin rechnen. Allerdings ist zu beachten, dass Erdgas subventioniert wird. Sollten diese Subventionen fallen, fallen die Vorteile im Verbrauch weg.
- Betriebskosten: Da sich die Kfz- Steuer nach Schadstoffklassen (basierend auf dem Hubraum des Fahrzeugs) richtet, sind beim Erdgasauto steuerliche Ersparnisse von ca. 30 Prozent drin. Bei der Versicherung lässt sich ebenfalls Geld sparen, da manche Versicherer Umwelttarife für CNG-Autos anbieten.
Mit einem Erdgasantrieb lässt es sich also durchaus billiger fahren als mit diesel- oder benzinbetriebenen Fahrzeugen.
Tanken: aber wo?
Deutschland bescheinigt sich zwar ein flächendeckendes Netz an Erdgastankstellen, dieses ist aber mit laut Statista gerade einmal 861 Tankstellen noch längst nicht am Maximum und offenbart in einigen ländlichen Regionen doch erhebliche Lücken. Da tröstet auch wenig, dass das Tankstellennetz bis 2020 auf 2.000 Tankstellen ausgebaut werden soll. Wer also den Kauf eines Erdgasfahrzeugs erwägt, sollte sich vorab über die Versorgungslage an und um seine Wohnort herum vertraut machen. Hier gibt es einen Überblick über deutsche Zapfsäulen.
Für Fahrten ins europäische Ausland gilt: In der Schweiz, Österreich und dem nördlichen Italien ist die Versorgungslage ähnlich „gut“ wie in Deutschland – abseits dieser Länder wird es dünn: Insgesamt stehen in ganz Europa nur ca. 4.500 Erdgastankstellen zur Verfügung.
Alternativen: Umrüstung und Hybrid
Sie haben einen Benziner, wollen diesen aber nicht unbedingt verkaufen, um sich ein Erdgasauto zuzulegen, zum Beispiel weil der Wertverlust schon zu groß ist? Dann kommt auch die Nachrüstung Ihres PKW in Frage. Beachten Sie dabei allerdings: Wer sein Auto auf Erdgas umrüsten möchte, sollte Kosten in Höhe von 4.000 bis 5.000 Euro einkalkulieren. Für die Umrüstung gilt als Faustformel: Nach ca. 60.000 Kilometern sind die Mehrkosten in der Regel kompensiert.
Oder wollen Sie sich einen Neuwagen zulegen, wohnen aber in einer Gegend, in denen der Kraftstoff schwer zu bekommen ist? Dann könnte ein Hybrid die Lösung sein. Bei mangelndem Tankstellennetz für Erdgasfahrzeuge sind Sie mit dem Hybridfahrzeug auf der sicheren Seite: Mit den zwei Antriebsarten Erdgas und Benzin lässt sich das Problem „Versorgung mit Kraftstoff“ eliminieren, denn wenn kein Gas zur Verfügung steht, wechselt der Antrieb Ihres Wagens einfach auf Benzinbetrieb.
Fazit: Ein Erdgasauto kann für denjenigen die richtige Wahl sein,
- der einen umweltfreundlichen Wagen möchte,
- dem das Elektroauto aber zu teuer ist und
- der relativ viel fährt.
Alternativ rüstet man den „Alten“ um oder entscheidet sich für die Zwischenlösung Hybrid.